Auch das kleinste Unternehmen muss sich heute mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Einerseits, weil die Kundinnen und Kunden das Bedürfnis nach einer Ressource schonenden Wirtschaft und umweltfreundlichen Produkten einfordern, andererseits, weil nationalen und internationale Regulatorien die Nachhaltige Entwicklung als oberstes Ziel definieren. So erklärt der Zweckartikel der Bundesverfassung die Nachhaltige Entwicklung zu einem Staatsziel, und Artikel 73 fordert Bund und Kantone dazu auf, «ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben. Hinzu kommt das von der internationalen Gemeinschaft verabschiedete «Übereinkommen von Paris», das eine Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad und damit bis 2050 Treibhausgasemissionen von Netto-Null einfordert.
Chance für KMU
Clemens Mader, Dozent für Wirkungsanalyse, Technikfolgenabschätzung und Nachhaltigkeit am Kompetenzzentrum für Wissenstransfer (WTT) der OST – Ostschweizer Fachhochschule, sieht in der konsequenten und schnellen Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele für klein- und mittelgrosse Unternehmen grosses Chancenpotenzial: «Nachhaltigkeit wird für viele KMU zum Treiber für Innovation». Das World Economic Forum (WEF) gehe in der Studie «The Future of Nature and Business» beispielsweise von einem Umsatzvolumen von 10.3 Billionen Dollar aus und einem Arbeitsplatzwachstum von 395 Millionen Stellen bis zum Jahr 2030. «Davon können auch regionale Unternehmen profitieren», ist Mader überzeugt – als Beispiele nennt er Fruchtsafterzeuger, Bäcker wie auch Stadtquartiere in denen «Wege zu einem nachhaltigeren Leben» gestaltet werden können.
St.Galler Gewerbe auf Kurs
Auch die rund 60 Teilnehmenden von «Gewerbe@OST», eine Veranstaltung von Gewerbe Stadt St.Gallen und der Ostschweizer Fachhochschule, sind überzeugt, dass das eigene Unternehmen bereits heute im Bereich Nachhaltige Entwicklung Einfluss auf die Kundinnen und Kunden ausübt. Auf eine online durchgeführte «Menti-Meter-Umfrage» notierten die Teilnehmenden Schlagworte wie regionale Produkte, Recycling, Energiedienstleistungen, nachhaltige Wohngestaltung, Mobilität und Kreislaufwirtschaft. Und auf die Frage, wie sich diese Einflussnahme auf die Gesellschaft und Umwelt auswirkt, antworteten sie mit den Stichworten: Zufriedenheit, Energiewende, Ressourcenschonung, Gemeinwohlökonomie, Elektromobilität, Digitalisierung und regionalem Konsum.
Wirkungsanalyse als Grundlage
Auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen empfiehlt OST-Dozent Clemens Mader eine Unternehmensanalyse mit dem Tool «Nachhaltigkeits-Profil-Matrix»: «Idealerweise wird eine Wirkungsanalyse nicht nur als Bericht im Rückblick erstellt um damit als Ziel, positive Unternehmenskommunikation zu betreiben. Vielmehr wäre es zielführend in einem beteiligenden Prozess aktuelle Wirkungsfelder zu untersuchen, gewünschte Wirkungsziele des Unternehmens zu beschreiben und darauf aufbauend Massnahmen zur Umsetzung der Ziele entlang qualitativer und quantitativer Messgrössen zu definieren.» Auf diesen Weg werde für das Unternehmen Klarheit geschaffen, welche Wirkungsziele wie erreicht werden und welche nicht. «Es wird leichter systemisches Engagement des Unternehmens zu befördern, das auch nachhaltig wirkt. Und man vermeidet damit, sich selbst und die Öffentlichkeit durch Schönfärberei zu täuschen.»
Gewerbe@OST
Aktuelle Wirtschaftsthemen verpackt in 90 Minuten: Das ist das Credo von Gewerbe@OST. Gewerbe Stadt St.Gallen und die OST – Ostschweizer Fachhochschule wollen ihre Verbindung pflegen. Das machen sie zwei Mal pro Jahr mit Fachvorträgen zu aktuellen Wirtschaftsthemen. Lust teil davon zu sein? Melden Sie sich einfach via E-Mail: sekretariat@gsgv.ch